Allgemeine Betrachtungen über die Maine Coon Katze

Über die Abstammung der Maine Coon gibt es schöne Geschichten:

Die Amerikaner, des frühen 20. Jahrhunderts dachten noch, die Maine Coon wäre eine Kreuzung zwischen Katze und Waschbär. Deshalb auch die Bezeichnung "Coon" für "Racoon" (eben Waschbär). Genetisch ist das leider nicht möglich. Es wäre natürlich ein netter Gag der Evolution, wenn es so sein könnte, und gäbe der Maine Coon noch einen bedeutend "besonderen" Touch. Aber - es ist nicht möglich.

Eine weiter Geschichte geht auf Königin Marie-Antoinette zurück (die, die im revolutionären Paris ihren Kopf verloren hat, weil ihr Volk doch lieber Brot aß als Kuchen). Angeblich war alles, auch ihre drei oder vier Angorakatzen bereit für die Ausreise in die neue Welt. Doch wie gesagt, die Königin wurde hingerichtet, im Gegensatz zu den Katzen, die angeblich trotz allem in Amerika angekommen sein sollen. Diese Angorakatzen sollen den Grundstock für die Maine Coon geliefert haben.

Eine andere Geschichte erzählt von einem Captain Coon, der an der Ostküste der neuen Welt unterwegs war. Seine langhaarigen Schiffskater sollen angeblich das Gleiche gemacht haben, wie er selbst - die am Ort ansässige Damenwelt beglückt. Und wenn dann wieder mal langhaarige Kätzchen in einem Wurf waren, sollen die Menschen gesagt haben: "Wieder eine von Coon's Katzen!"

Was wohl am Wahrscheinlichsten ist, das ist wohl die Geschichte von den Wikingern. Diese Seefahrer des frühen Mittelalters waren weltweit mit ihren Schiffen unterwegs. Wie damals üblich waren ihre Katzen als Ratten- und Mäusevertilger mit dabei. So dürfte die Norwegische Waldkatze in den Wäldern Nordamerikas gelandet sein. Sie hatte lange genug Zeit, sich dort zu einer eigenständigen Rasse, eben der Maine Coon zu entwickeln.

Türkisch Angora (vermutlich der Stammvater), Sibirische Katze, Norwegische Waldkatze und Maine Coon sind nah miteinander verwandt. Sie haben sich alle in verhältnismäßig unwirtlichen Gebieten entwickelt oder festgesetzt. Die körperlichen Ausprägungen sind dabei immer sehr ähnlich geblieben. Nach genetischen Untersuchungen sind die Türken dabei wohl zuerst entstanden. Aus Mittelasien begann dann die Besiedelung der nördlichen Breiten über den gesamten Globus. Der Mensch hat sicherlich mit dazu beigetragen - unter anderem eben die Wikinger. Ohne das Zutun der Katzen hätte dies der Mensch aber schwerlich geschafft. Diese Rassen sind, wenn dometiziert, sehr menschenbezogen und passen sich dem Lebenswandel des Menschen erstaunlich gut an. Trotzdem sie ohne größere Probleme in der freien Natur überleben könnten - ob ein "volles Haus" mit Kindern, anderen Haustieren und viel Lärm, oder der Single, der tagsüber arbeitet und nur abends eine Weile Zeit für seinen Schmusetiger hat - die "Waldkatzen" sind so anpassungsfähig, daß ihnen diese unterschiedlichsten Umstände keine Probleme bereiten. Dabei können sie genauso schnurren wie jede andere Rasse auch - vielleicht sogar noch ein bißchen mehr.

Die Maine Coon ist in Amerika als "working cat" bekannt, die sich in ländlichen Gebieten selbst ernähren muß. Sie ist immer noch in großer Zahl freilebend anzutreffen. Dabei sehen die eingefleischten "Coony-Fans" nur die Katzen aus dem Bundesstaat Maine als orginal "Maine Coon" an. Grundsätzlich möchte ich da nicht so weit gehen, da es sicherlich sogar in Kanada mehr oder weniger "echte" Maine Coon gibt. Sie kommen halt nur nicht aus Maine.

Es ist heutzutage sehr beliebt in der Maine Coon Zucht sogenannte "Foundation" Katzen zu benutzen. Das sind Katzen, die frisch aus dem Wald gefangen werden. Dies wird damit begründet, daß die Zucht mit neuem Blut aufgefrischt werden muß. Somit will man in der Zucht Probleme ausmerzen, die zur Zeit schwer diskutiert werden.
Das aktuell am massivsten diskutierte Problem ist HCM (Hypertrophe Cardio-Myopatie), eine Schwächung der Herzwand, die immer tödlich endet und vermutlich dominant vererbt wird. Die Erkennung von HCM ist leider nicht ganz einfach und auch nicht immer in frühen Jahren möglich. So kann eine Katze / ein Kater schon viele Nachkommen gezeugt haben, bis HCM diagnostiziert werden kann. Die Diagnose geschieht mittels Doppler-Ultraschall durch ausgesprochene Spezialisten.
Das nächste Problem ist HD (Hüftgelenks Dysplasie), eine Unterentwicklung der Hüftgelenkspfanne, so daß der Gelenkkopf nicht mehr sicher geführt werden kann. HD wird rezessiv (und vermutlich polygenetisch) vererbt, so daß das Ausmerzen ausgesprochen schwierig sein kann. Ein geübter Röntgendiagnostiker kann HD schon im Alter von 9-12 Monaten erkennen. So kann man schwere Fälle auf jedenfall frühzeitig aus der Zucht ausschließen.
Es gibt aber für mich drei Gründe, weshalb ich "Foundations" skeptisch gegenüber stehe.

Zum einen ist die Zucht bei weitem nicht so schwer durch die Krankheiten geschwächt, daß "Foundations" eine Notwendigkeit sind. Mit gezielten Verpaarungen von Tieren aus bekannt unbelasteten Linien sind die Probleme weitestgehend in den Griff zu bekommen. Bei den Abessiniern hat man das Problem PRA ja auch ohne Foundation in den Griff bekommen - und das bei weitaus geringerem Wissen.

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